09.12.2024

Stellungnahme der TelefonSeelsorge Deutschland

Stellungnahme zum Referentenentwurf des Gesetzes zur Stärkung der nationalen Suizidprävention

Die TelefonSeelsorge Deutschland begrüßt den Entwurf eines Suizidpräventionsgesetzes als wichtigen Schritt zur besseren Unterstützung von Menschen in suizidalen Krisen. Mit jährlich rund 1,2 Millionen geführten Gesprächen sowie digitalen Angeboten wie Chat, Mail und der App „Krisenkompass“ leisten wir seit Jahrzehnten niedrigschwellige, anonyme und rund um die Uhr verfügbare Beratung. Dieses bewährte Angebot ergänzt Kriseninterventionsdienste, die am Telefon im Schwerpunkt weitervermitteln und ist ein unverzichtbarer Baustein der Suizidprävention

Wir unterstützen die geplante Einführung der Rufnummer „113“ und die Schaffung einer nationalen Koordinierungsstelle. Beide Maßnahmen können dazu beitragen, die Erreichbarkeit in Notlagen zu verbessern. Entscheidend ist dabei jedoch die Integration bestehender Strukturen wie der TelefonSeelsorge. Mit über 65 Jahren Erfahrung, einer etablierten Infrastruktur und einem breiten Netzwerk sollten wir als zentrale Akteurin in der Suizidprävention anerkannt und aktiv in die Planung und Umsetzung eingebunden werden. Unsere Beteiligung an der Entwicklung der neuen Hotline, der Koordinierungsstelle sowie am Fachbeirat würde die Qualität der Maßnahmen stärken.

Auch das Nationale Suizidpräventionsprogramm (NaSPro) weist auf die Notwendigkeit hin, dass „die weitere Entwicklung und die Verabschiedung des Gesetzes in Abstimmung mit den Fraktionen im Bundestag sowie mit den vielfältigen Akteurinnen und Akteuren und Expertinnen und Experten der Suizidprävention erfolgt“ (Zitat NaSPro). Dem schließen wir uns vollumfänglich an.

Die vorgesehene Finanzierung über Landesebenen birgt Herausforderungen: Die TelefonSeelsorge ist ein bundesweites, digitales Angebot, bei dem regionale Zuordnungen oft nicht möglich sind. Eine ausschließliche Finanzierung durch Länder oder Krankenkassen würde der bundesweiten Struktur nicht gerecht und könnte bestehende Angebote gefährden. Eine langfristige, staatliche Förderung ist dringend erforderlich, um die steigenden Anfragen und die notwendigen technischen Weiterentwicklungen zu bewältigen. Zusätzliche Mittel sind unverzichtbar, um digitale Angebote aktuell zu halten und auszubauen.

Neben Suizidalität unterstützen wir Menschen in unterschiedlichsten Lebenskrisen. Oft umfassen unsere Beratungen längere Gespräche, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen und weit über reine Vermittlung hinausgehen. Dieses niedrigschwellige Angebot darf nicht durch unzureichende Finanzierung gefährdet werden.

Wir begrüßen die Bündelung der Angebote und die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle. Gleichzeitig appellieren wir an die Politik, die bestehenden Strukturen finanziell abzusichern, um die niedrigschwellige, kompetente und anonyme Unterstützung auch zukünftig zu gewährleisten. Die TelefonSeelsorge steht für den Dialog mit Entscheidungsträgern bereit und bringt ihre Expertise gerne ein.

Für den Vorstand der TelefonSeelsorge Deutschland:
Helmut Ellensohn, Vorsitzender der TelefonSeelsorge Deutschland

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