Die TelefonSeelsorge Deutschland hat die statistischen Angaben für das Jahr 2022 auf ihrer Website veröffentlicht. Die Daten verdeutlichen, dass die TelefonSeelsorge eine kontinuierlich hohe Zahl von Seelsorge- und Beratungskontakten über alle Kommunikationswege anbietet. Dabei wird die Nummer der TelefonSeelsorge immer häufiger gewählt, die Erreichbarkeit der TelefonSeelsorge leidet zeitweise darunter.
„Zu bestimmten Zeiten braucht es mehrere Versuche, bis Ratsuchende eine freie Leitung finden. Das bekommen wir im Feedback zurückgemeldet“, konstatiert Helmut Ellensohn, seit Frühjahr 2023 Vorsitzender von katholischer Seite des Dachverbandes TelefonSeelsorge Deutschland e.V. „Die hohe Frequenz an Gesprächen zeigt eindrucksvoll, wie groß der gesellschaftliche Bedarf an niedrigschwelligen Angeboten bei Krisen und in schwierigen Lebenssituationen ist. Gleichzeitig wissen wir, dass wir unser Angebot nicht unmittelbar entscheidend erweitern können. Das macht uns natürlich Sorgen.“
Im Jahr 2022 wurden 1.010.214 Seelsorge- und Beratungsgespräche geführt; es gab 41.556 Mailwechsel und 31.997 Chats. Die Vor-Ort-Beratung verzeichnete 2022 42.064 Seelsorge- und Beratungskontakte. Die Steigerung der Mail- und Chat-Kontakte ab 2020, also mit dem Beginn der Corona-Pandemie, hat sich verstetigt. Gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit liegt sie bei den Mail-Kontakten bei einem Plus von rund 25 Prozent, beim Chat bei etwa 66 Prozent. Das ist die auffälligste Veränderung gegenüber den Ergebnissen vor Corona. Da die Nachfrage nach telefonischer Beratung bereits vor der Pandemie höher war als das Angebot an freien Leitungen, ergeben die Zahlen hier keine signifikanten Veränderungen.
„Wir arbeiten daran, besser erreichbar zu sein. Im Grunde müssten wir dafür unser Angebot ausweiten. Das braucht Ressourcen, Zeit und Kapazitäten – diese sind bisher kirchlich wie gesellschaftlich nicht eingeplant“, erläutert Lydia Seifert, Geschäftsführerin der TelefonSeelsorge Deutschland. „Die TelefonSeelsorge wird finanziell größtenteils von den beiden großen christlichen Konfessionen und deren Wohlfahrtsverbänden getragen. Auch dort werden die Auswirkungen der gesamtgesellschaftlichen Krisen und die damit verbundenen gestiegenen Kosten spürbar. Zudem befinden wir uns mitten in einer digitalen Transformation. Das sind große Herausforderungen, die unsere Überlegungen in der Arbeit der TelefonSeelsorge beeinflussen.“
Auch thematisch verzeichnet die Statistik ein hohes Maß an Kontinuität. Das Thema Einsamkeit bleibt am Telefon Spitzenreiter bei den Nennungen. Seit der Corona-Pandemie wird das Leiden daran in jedem vierten Gespräch thematisiert. Häufig nennen Ratsuchende nach wie vor Depressionen und Ängste – sie sind bei Mail und Chat die meistgenannten Themen. Suizidalität wird in rund 90.000 Anrufen benannt, das sind etwa acht Prozent der Telefonate. Die prozentualen Werte bei Mail und Chat liegen deutlich höher. Bei Mail wird das Thema in fast vierzig Prozent der Kontakte angegeben, das sind über 16.000 Mailwechsel. Bei Chat sind es über 27 Prozent und damit über 8.600 Chats.
Der Blick auf die Geschlechterverteilung zeigt ebenfalls Konstanz: Der Anteil von Frauen (rund zwei Drittel), Männern (knapp ein Drittel) und diversen Menschen (unter einem Prozent) unterscheidet sich kaum von den Vorjahres-Erhebungen und ist auch über die verschiedenen Kontaktmöglichkeiten weitgehend gleich.